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“Sex und Toys gehören in die Mitte der Gesellschaft” sagt Kristy Stahlberg von Fun Factory

Kristy Stahlberg von Fun Factory über die Qualität von Toys und die Auswahl des passenden Spielzeugs

Kristy Stahlberg, Head of Coporate Communications von Fun Factory
(Bild: © Fun Factory)

Kristy Stahlberg weiß, worauf es bei einem Toy ankommt. Sie ist Head of Corporate Communications bei FUN FACTORY, dem namhaften Hersteller für Erotikartikel in Bremen. Dort werden jährlich rund zwei Millionen Artikel – vom Vibrator über Liebeskugeln bis zu Dildos und anderen Stimulatoren – in alle Welt geschickt, um das Lustleben der Menschen zu bereichern. Wir von Vinico duften Kristy Stahlberg mit Fragen löchern.

VINICO: Frau Stahlberg, woran erkennt man als Kunde ein gutes Toy?

Stahlberg: Zuerst einmal muss ein Sextoy natürlich gut funktionieren, idealerweise zu einem schönen Orgasmus führen – und den Weg dorthin so angenehm, lustvoll, erregend und aufregend machen wie möglich. Leichte Bedienbarkeit ist Voraussetzung. Ich will ja nicht mittendrin überlegen, welches Knöpfchen ich jetzt drücken muss!
Und dann ganz wichtig: gute Materialqualität. Toys bringen wir in Kontakt mit unseren intimsten Stellen, da braucht es absolut hochwertige Materialien.

VINICO: Was heißt das konkret? Wie kann ich sicher sein, wirklich “hochwertige Materialien” in der Hand zu halten?

Stahlberg: Skeptisch sollte man immer sein, sobald etwas seltsam riecht. Oder sich merkwürdig klebrig anfühlt in der Hand. Wenn ein Toy hingegen aus 100 % medizinischem Silikon besteht, ist es geruchsneutral, und man kann sich darauf verlassen, etwas Gutes zu bekommen. “Made in Germany” ist ganz sicher ein Qualitätskriterium. Es lohnt sich auf jeden Fall immer, sich umfangreich über das Produkt, seine Funktionalität und die Qualität zu informieren und auch mal 5 Euro mehr zu investieren und dann wirklich ein hochwertiges Toy zu kaufen. Der Spaß und Genuss mit einem Qualitäts-Sextoy ist mit Sicherheit größer und vor allem langfristiger.

VINICO: Was würden Sie einem Toy-Anfänger raten? Oder jemandem, der noch auf der Suche ist nach seinem Lieblingstoy?

Stahlberg: Als Erstes ist es wichtig zu wissen, ob das erste Toy einen Motor haben soll oder nicht. Dildo oder Vibrator ist eine der wichtigsten Fragen vor dem Kauf eines Sexspielzeugs. Und weiter gibt es grundsätzlich zwei Gruppen hinsichtlich der Art der Stimulation:
Wer zur ersten Gruppe gehört, weiß schon, wo er oder sie am liebsten stimuliert wird. Bei Frauen besteht ein wesentlicher Unterschied zum Beispiel in der vaginalen oder der klitoralen Stimulation. Dann kann man sich gezielt auf die Suche machen.
Wer zur zweiten Gruppe gehört, will seine Art der Lieblingsstimulation erst noch herausfinden. Dann bietet sich ein Toy an, das verschiedene Stimulationsarten bietet – zum Beispiel ein Vibrator mit Ausleger oder mit flexiblem Bändchen wie bei unserem Bestseller AMORINO.

QUICKIE

“Letztlich ist es das Wichtigste, genau in sich hineinzuhören und zu erforschen, was man mag.”

Allgemein rate ich am Anfang zu einem kleineren Toy, das biegsam und flexibel ist – hier sind wir wieder beim Silikon –, damit kommen viele Kunden, gerade auch Anfängerinnen und Anfänger, am besten zurecht. Allerdings gibt es auch Frauen und Männer, die genau wissen, dass sie auf ganz intensive, ausfüllende Stimulation mit einem größeren Vibrator oder Dildo stehen. Letztlich ist es das Wichtigste, genau in sich hineinzuhören und zu erforschen, was man mag.

VINICO: Angenommen, der Partner ist Toys gegenüber skeptisch bis misstrauisch. Wie kann man es ihm oder ihr auf angemessene Weise schmackhaft machen?

Stahlberg: Behutsam, geduldig – und auch ein bisschen mutig. Über die eigenen Wünsche reden – das Toy also nicht gerade als Überraschung präsentieren. Eher die eigene Lust und Leidenschaft ins Spiel bringen und dabei dem Partner deutlich machen, was ein Vibrator beispielsweise für ein Gewinn für das gemeinsame Sexleben sein könnte. Frauen würde ich auch in diesem Zusammenhang erst mal zu einem kleineren Toy raten, da sind die Angst und ein eventueller Konkurrenzgedanke bei Männern geringer. Sextoys sollen kein Ersatz, sondern ein lustbringender Zusatz für eine Beziehung sein.

VINICO: Die Toys von FUN FACTORY sind sehr farbenfroh. Warum?

Stahlberg: Das liegt schon im Ursprungsgedanken von FUN FACTORY: Das Leben ist bunt! Wir fördern und vermitteln Lebensfreude, Freude an Sexualität, an Sex und so Freude an und mit Sextoys. Dann orientieren wir uns weiter natürlich auch an den Vorlieben der Kunden. Und an Modetrends.

VINICO: Gibt es da Unterschiede in den verschiedenen Ländern?

Stahlberg: Ja, absolut. Der grüne PATCHY PAUL zum Beispiel ist in Deutschland ein Renner. Auch in Finnland läuft er sehr gut. In Frankreich sind die Kunden von der Farbe Grün keine großen Fans und lieben ihn dafür in Pink. In den USA sind figürliche Toys weniger beliebt, abstrakte Formen oder realistische dafür weit mehr. Auch wird in den Staaten gern einmal zum Dildo gegriffen. In Deutschland hingegen verkaufen sich weitaus mehr Vibratoren als Dildos und diese vor allem in knalligen Farben.

VINICO: Ein genialer Einfall? Oder trockene Tüftelei? Wie werden neue Toys bei FUN FACTORY entwickelt?

Stahlberg: Da gibt es unterschiedliche Herangehensweisen. Manchmal kommt einem von uns wirklich die genialste Idee beim Fahrradfahren oder Einkaufen. Andere Ideen entstehen gezielt in Brainstormings mit dem gesamten Entwicklerteam und eine der wichtigen Komponenten im Bereich Neuproduktentwicklung sind die Feedbacks der Kunden.
Das gesamte FUN FACTORY-Team beschäftigt sich ja täglich mit Themen rund um Sexualität und Toys, Anatomie und manchmal auch gesundheitliche Besonderheiten (wie zum Beispiel eine Gebärmutterabsenkung oder Prostataprobleme). Auch die Ideen und Anregungen von Händlern und Kunden gleichen wir mit unserem Wissensstand ab. Unser Vorteil ist, dass wir alles – also auch die Produktentwicklung und den Modellbau – an einem Ort in Bremen haben. So können wir, wenn eine Idee vielversprechend ist, in kurzer Zeit Prototypen herstellen. Diese gehen an gezielt ausgewählte Testergruppen – dazu gehören zum Beispiel erfahrene und unerfahrene Nutzern. Und dann beginnt viel Feinarbeit, bis das Toy wirklich ausgereift ist und in Serienproduktion geht.

VINICO: Haben Sie ein Beispiel?

Stahlberg: Nehmen wir den STRONIC. Wir wussten irgendwann: Wir brauchen ein Toy, das stößt. Die Herausforderung war, dass es ja kein Riesenapparat sein durfte. Von der ersten Zeichnung bis zur Serienreife sind gute zwei Jahre vergangen. Wichtig ist uns immer, dass das Design zu dem passt, was das Toy kann – “Form follows function”, wie unsere Designerin sagt. Natürlich merkt man auch, dass unsere beiden Firmengründer Dirk Bauer und Michael Pahl von Haus aus Ingenieure sind. Ein großer Vorteil für die Technik unserer Toys!

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“Sextoys sollen kein Ersatz, sondern ein lustbringender Zusatz für eine Beziehung sein.”

VINICO: Was reizt Sie daran, Sex-Toys mitzuentwickeln und zu vermarkten?

Stahlberg: Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen. Es ist eine riesige Chance: Wir machen das Leben von Menschen schöner. Sextoys bereichern die Sexualität und das Körperbewusstsein. Sex und Toys gehören in die Mitte der Gesellschaft.

VINICO: Ist da in den letzten Jahren eine Entwicklung zu beobachten?

Stahlberg: Auf jeden Fall. Wir erleben – auch durch Filme, Bücher, Internet – eine wachsende Offenheit, was Menschen untereinander besprechen. Sicher haben wir da aber noch viel vor uns. Wir können ganz viel bewegen, indem wir die Bedürfnisse der Menschen mit hochwertigen Toys aufgreifen und dies mit einer anspruchsvollen Bildsprache und Wortwahl näher bringen.

VINICO: Welches Toy finden Sie selbst am faszinierendsten?

Stahlberg: Den AMORINO. Das ist wirklich ein Tausendsassa. Schon durch das Bändchen – oder auch mal ohne – ermöglicht er immer wieder andere Arten von Stimulation. Und jede Frau sollte unbedingt SMARTBALLS benutzen. Beckenbodentraining wird von vielen Frauen noch viel zu sehr vernachlässigt oder leider erst zum Thema, wenn Probleme wie Beckenbodenschwäche auftreten. Die SMARTBALLS geben jeder Frau ein viel besseres Gefühl für den Körper. Und eine trainierte Beckenbodenmuskulatur sorgt einfach für viel intensivere Gefühle beim Sex.

VINICO: Und Ihr Geheimtipp für Männer?

Stahlberg: Sogar zwei Tipps habe ich für Männer!
Den Prostatastimulator DUKE haben wir zusammen mit einem Urologen entwickelt. Es gibt Studien und Praxiserfahrungen, die bestätigen, dass eine Massage der Prostata gut für die Männergesundheit ist. Vor allem bereitet eine Prostatastimulation besonders intensive Orgasmen.
Und für Männer, die eine Stimulation der Penisspitze mögen, ist die COBRA LIBRE II toll. Männer erzählen, dass sich das Ganze anfühlt wie ein besonders guter Blow-Job … Im Spiel mit der Partnerin oder dem Partner ergeben sich hier auch vielfältige Möglichkeiten – zum Beispiel, wenn der Toy-User auf dem Rücken liegt, den Penis in die Cobra einführt und seine Partnerin oder sein Partner sich auf das Toy setzt …

VINICO: Herzlichen Dank, Frau Stahlberg, für das interessante Gespräch.