ZWISCHEN STATISTIK UND INDIVIDUELLEN BEDÜRFNISSEN …
Will ich zu viel oder zu wenig Sex? Wie viel Sex haben andere?
Das sind Fragen, die sich viele Menschen stellen. Denn das Bild, das uns öffentlich vermittelt wird, variiert sehr stark. In Filmen oder in Serien sieht man quasi dauernd Liebespaare durch die Gegend vögeln.
Auch aus der eigenen Erfahrung kann man sagen, dass am Anfang einer Beziehung fast nichts außer das Bett im Mittelpunkt steht. Doch mit der Zeit ebbt diese Phase ab und die Frage tut sich auf, ob man noch genug Sex hat.
Faustregel
Es gibt unter Therapeuten eine scherzhafte, vielleicht ein wenig bittere und doch erleichternde Redensart, die immer wieder geäußert wird, wenn Paare sehr verunsichert sind über die Frequenz ihres Sexlebens: “Nehmen Sie ein Glas. Für jedes Mal Sex, das Sie im ersten Jahr haben, tun Sie eine Murmel hinein. Wenn Sie nach dem ersten Jahr jedes Mal eine Murmel rausnehmen, wird das Glas wahrscheinlich nie leer.”
Das ist natürlich ein bitteres Bild und ich bezweifle, dass das bei gesunden Paaren, die eine langfristige Beziehung pflegen, der Fall ist. Doch diese Redensart verdeutlicht, dass es durchaus normal ist, dass der Trieb im Laufe einer Beziehung zurückgeht. Zumindest, wenn es um das Verlangen zum eigenen Partner geht.
Wie oft? Beste Richtschnur ist Deine persönliche Lust! Bildquelle: Pixabay
Hormone
Das liegt einfach an den Hormonen, die uns am Anfang der Beziehung zu wilden Sexbesessenen machen und die sich im Laufe der Beziehung in ihrer Zusammensetzung verändern und uns zu Nähe suchenden Kuschlern werden lässt.
Auch das ist übertrieben, denn jeder Mensch hat ein ganz individuelles Bedürfnis nach Sex, das durch viele Faktoren beeinflusst wird: Stress/Ruhe, hormonelle Einflüsse (bei den Frauen der Zyklus und die Menopause, bei den Männern mit den Jahren der Testosteronspiegel), Beruf, Partnerschaft, Befriedigung durch das Sexleben, und vieles mehr.
Unter dem Strich lässt sich trotzdem sagen, dass das Anfangsfeuer in einer Beziehung sich auf eine Basisfrequenz reduziert, die je nach den Bedürfnissen des Paars, sehr unterschiedlich sein kann.
Wie viel Sex macht glücklich?
Auch die Wissenschaft hat sich darüber Gedanken gemacht. Die Fragestellung war – frei übersetzt – wie viel Sex glücklich macht. Die Studie wurde im November 2015 im Social Psychological and Personality Science veröffentlicht. Das Faszinierende war das Ergebnis, dass Paare, die einmal in der Woche Sex haben, glücklicher sind als Paare, die weniger Sex haben. Es kam jedoch auch heraus, dass Paare, die mehr Sex hatten, nicht glücklicher waren als die Paare, die einmal wöchentlich miteinander schliefen.
Wie viel Sex macht Dich glücklich?
Bedeutet das nun, dass es normal ist, einmal in der Woche Sex zu haben? Vielleicht kann man sich das als Paar als Richtwert nehmen, wenn man einen braucht. In der Tat gibt es keinen Wert, der als normal oder nicht normal betrachtet wird. Wer jedoch nach zwei Wochen und längerer Abstinenz keine Lust verspürt, der darf sich durchaus einmal um seine Libido kümmern. Vorausgesetzt, man ist gesund.
Wer Angst hat, dass er zu viel Sex möchte, kann sich selbst fragen, wie häufig er ganz realistisch betrachtet Sex will. Häufig stellt sich nämlich heraus, dass es nicht so oft ist, wie man glaubt. Wenn man sich dann immer noch fragt, ob man zu viel will, dann kann man sich überlegen, ob Sex eine Kompensationshandlung für ein anderes Bedürfnis ist.
Doch im Endeffekt bestimmt jede Person selbst, wie viel Sex sie möchte. Kann sie das nicht mit einem Partner ausleben, kann sie sich durch Selbstbefriedigung selbst helfen. Je nach Intensität, kann Selbstbefriedigung eine genauso große Intimität und Befriedigung herbeiführen wie der Sex mit einer anderen Person.
Wichtig ist, dass man seinem eigenen Gefühl und seiner Lust wieder beginnt zu trauen. Niemand kann vorgeben, wie viel Sex man haben muss oder darf, außer man selbst.
Wie viel Sex ist also normal? So viel, wie du es möchtest.